Hauptorgel in St. Michaelis

Die Woehl-Orgel in St. Michaelis Hildesheim gehört zu den herausragenden Instrumenten Norddeutschlands. Lange hat es gedauert, bis die Orgel – so wie sie heute dasteht – in St. Michaelis „ihren“ räumlichen und klanglichen Platz gefunden hat. Einerseits sollte das Instrument die feinen, delikaten, farbigen Klänge der mitteldeutschen Orgel haben, andererseits aber auch jene klangliche Monumentalität für die großen Werke Bachs und die großartige, sich bis ins grenzenlose steigernde Klangfülle der symphonischen Orgeln haben. Beides ist in diesem Instrument möglich, durch konsequentes Durchgestalten instrumentenbaulich notwendiger Disziplinen, aber auch durch Inanspruchnahme aller notwendigen künstlerischen Freiräume. Ohne sie als Universalorgel zu bezeichnen, lässt sich auf ihr die große Bandbreite der Orgelmusik von der Gotik bis in die Gegenwart spielen. Auch ihre äußere Form und Aufstellung ist neu, ohne Anlehnung an Vorbilder von Orgeln früherer Jahrhunderte, oder die Anbiederung an die Architektur des Raumes, der eines der bedeutendsten Kirchenräume nördlich der Alpen ist. Das Instrument steht nicht in der Mittelachse, die Orgel ist auf die Seite getreten, lässt die Architektur wirken, ohne sich zu verstecken und möchte in ihrer Weise in Zwiesprache kommen mit den Engelgestalten gegenüber an der Chorschranke und dem Hörendem.

© Jens Kotlenga